Von der Antike bis heute stellen traumatische Erlebnisse die geordnete Welt kultureller und symbolischer Repräsentationen und religiöser Identitätsprozesse in Frage. Diese Phänomene sind multidimensional. Sie sind leiblich verankert, und finden in immer wieder neuen Konstellationen Gestalt: in körperlichen Symptomen, im kollektiven Gedächtnis, in der Geschichtsschreibung und im öffentlichen Diskurs oder in der Zersetzung der konventionelle Sprachstrukturen.
Das Ziel der internationalen Tagung ist es Trends in der gegenwärtigen Traumaforschung in interdisziplinärer Perspektive kritisch zu beleuchten und nach der Tragfähigkeit dieser Theorien für das Verstehen antiker Texte sowie gegenwärtiger Herausforderungen zu fragen. Dabei sollen bewusst verschiedene Forschungstraditionen, methodische Ansätze und ihre ethischen Bewertungsmaßstäbe ins Gespräch gebracht werden.
Des Weiteren wird sich zeigen, inwiefern die ungewöhnliche Art der Speicherung von Erinnerungen an traumatische Geschehnisse eine anthropologische Konstante darstellt. Davon hängt auch ab, ob und wie antike Trauma-Texte heute noch hermeneutisch und therapeutisch fruchtbar gemacht werden können.
So verfügen antike Texte wie die biblische Literatur über ein großes Symbolreservoir. Dabei ist gerade der Umgang mit diesen ästhetischen Inszenierungen ethisch zu reflektieren. Ein Schwerpunkt ist daher, wie traumatische Erfahrungen und Vulnerabilität bzw. Resilienz Eingang gefunden haben in literarische Texte unterschiedlichster Sprachformen und Epochen, vor allem in der Antike und der Moderne.
In interdisziplinärer Perspektive erkundet die Veranstaltung den medialen Wissenstransfer auf unterschiedlichen Ebenen: zum einen zwischen den sich wandelnden Trauma-Konzepten aus psycho-traumatologischer und aus historischer Perspektive, zum anderen die kulturellen und gesellschaftsrelevanten Repräsentationen von Vergangenheit, namentlich literarisch und ästhetisch inszenierten Trauma- und Gewaltgeschichten. Schließlich nimmt sie hermeneutisch und theologisch in den Blick, wie sich Schreckenserfahrungen auf individuelle und kollektive Identitätsprozesse auswirken.
Anmeldung zur Tagung bis 30.August 2019 (am besten per E-Mail) an:
Nikolett Móricz
E-Mail: moricz.nikolett@gmail.com
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